Ach wie schade, unsere letzte Dschungelnacht war schon vorbei und draußen brach so gaaanz langsam ein neuer Tag an. Diese Woche verging mal wieder wie im Flug und heute war es soweit, wir würden die Pazifikküste verlassen und bekämen gegen Abend, sofern alles glatt laufen würde, Familienzuwachs.
Noch war es Zeit für ein Tässchen Kaffee auf meiner Lieblingsterrasse. Ich krabbelte also aus dem Bett und schlich mich aus dem dem Zimmer. Hoffentlich würde keiner wach, denn diese 1 Stunde am Morgen in Ruhe mit meinem heißen Lieblingsgetränk und dabei den Blick über den Dschungel gehörte zu meinen absoluten Favoriten der gesamten Reise. Doch war das? Gerade als ich mich hinsetzte, raschelte es wie verrückt in den Bäumen. Sehe ich doch endlich ein Faultier direkt vor der Terrasse? Und schon wieder…ich wünschte mir Adleraugen 😬. Doch kurze Zeit später entdeckte ich sie: eine kleine Familie Kapuzineräffchen machte sich in den Baumkronen rund ums Haus zu schaffen. Sie schwangen sich geräuschvoll von Ast zu Ast und hielten erst inne, als sie mich entdeckten. Jetzt haben sie auch Marcus geweckt und als er auftauchte, gefiel es ihnen überhaupt nicht. In kurzer, aber sicherer Entfernung begannen sie mit wilden Drohgebärden und Geräuschen. Als Marcus sich jedoch nicht so wirklich vertreiben ließ, versuchen sie es mit einem Trick: Sie kletterten aufeinander, fletschten die Zähne, ruderten wild mit den Armen und kreischten, was das Zeug hielt. Naja, geholfen hat es nicht wirklich, ganz im Gegenteil. Marcus zückte begeistert die Kamera und fotografierte diese Affen- Show.
Irgendwann wurde es ihnen zu bunt und sie zogen weiter. Wir waren sehr glücklich, weil das ja wohl ein super Abschied für unsere Dschungelwoche war. Wenn ich auch meine schöne Morgenstund` dafür “opfern” musste…
Gleich nach dem Frühstück packten wir rasch zu Ende und Marcus brachte noch eben den Biomüll auf den riesigsten Komposthaufen ever. Soll heißen, er ging einfach durchs Gartentor, holte Schwung und leerte die Schüssel über den Abhang in den Dschungel hinein. Normalerweise…denn heute lief es anders. Wie ein Pfeil schoss er an mir vorbei, rief nur schnell “Schlange!” , schnappte sich die Kamera und rannte wieder los. “Kinder, Schlange!”, echote ich nun und spurtete schon hinterher. Draußen angekommen war sie auch nicht zu übersehen: Gemütlich in der Sonne schlängelte sich eine ca.2,50 m etwa faustbreite Tiger Ratsnake, im Deutschen Hühnerfresser 😳 genannt, den Hang hinab. Sie sah aus wie ein großer glänzender schwarzer Feuerwehrschlauch mit knallgelbem Muster. Wirklich sehr schön, aber auch ziemlich furchteinflößend, selbst wenn es keine giftige, sondern “nur” eine Würgeschlange ist. Grusel, grusel…endlich hatten wir eine echte Schlange in freier Wildbahn entdeckt. Ich würde sagen, unser letzter Morgen hier lief ganz gut…bisher 😉.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von unseren Gastgebern Matt und Amy stiefelten wir kurz darauf den Berg hinunter zu unserem Auto. Matt hatte uns schon vorgewarnt. Ein Nachbar hatte berichtet, dass an unserem Auto wohl ein Reifen platt sei, allerdings die Fahrt bis ins Dorf noch mitmachen würde. Unten angekommen sahen wir das leider anders und mussten also in der Hitze zwischen all dem tropischen Stech- und Beißgetier das Auto komplett ausladen, Ersatzreifen raufziehen und wieder beladen. Das Ersatzrad sah mega klein aus und wir waren schon besorgt, ob es überhaupt die Geröll- Matsch- “Straße” schaffen würde. Was, wenn wir nun mitten im Dschungel hängen blieben? Ach nö, bei solch einem animalischen Glück heute früh wird uns dieses jetzt doch wohl nicht verlassen! Und? Es hielt natürlich das kleine, aber feine Ersatzrad. Wie gesagt, Schlange am Morgen und so…😅 An der nächsten Tanke wurde das platte Rad dann direkt für sage und schreibe gerade mal 3,60 € repariert und gewechselt, so dass wir die restlichen 4,5 Stunden bis San Josè entspannt durchschaukeln konnten.
Irgendwann zwischen dem Urlaubsörtchen Jacó an der Küste und San José überquerten wir eine Brücke, auf der sich sehr viele Menschen versammelt hatten. Was war denn hier los? Das wollten wir herausfinden und parkten direkt hinter der Brücke vor diversen Souvenirständen. Prompt kam uns ein fliegender Händler entgegen, der uns diverse Ketten mit Perlen und Zähnen anbot. Nach näherem Hinschauen definierten wir diese auch als Krokodilzähne allerdings aus Plastik. Und tadaaaa…das Rätsel war beinahe gelöst: Schwammen unten im Fluss kleine Krokodile? Fast! Denn als wir neben dem aufgeregten Pulk ankamen, entdeckten wir ca. 10 Meter unter uns 5 große Krokodile und ehrlich gesagt war einer davon erschreckend gigantisch. Der machte auch sofort Tumult und ließ den Platzhirsch raushängen. Intuitiv hielt ich die Kinder am T- Shirt fest 🙈. Solche Riesen hatte ich hier nicht erwartet und hoffe nur, dass sie uns nicht begegnen, wenn wir mit dem Boot demnächst durch die Flüsse nach Tortuguero fahren. Da kommt man nämlich nicht anders hin. 😩
Nach diesem aufregenden Zwischenstopp checkten wir um 17:00 in unserem ⭐️⭐️⭐️⭐️- Hotel in San José ein, welches wir uns für eine Nacht gönnen wollten. Ein Nacht ohne Getier, Geräusch, mit riesengroßen Kingsize-Betten und Klimaanlage. Um es schon einmal vorwegzunehmen, wir vermissten am Morgen direkt die Geräusche und die natürliche Luft, nicht jedoch das Getier und die kleinen Betten.
Jedenfalls hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, um unseren Familienzuwachs in Empfang zu nehmen. Wenn alles geklappt hat, sollte Mama/Oma/Schwiegermama um 17:30 Uhr landen, um dann ihren Traum von einer Costa Rica-Reise mit uns Chaoten zu verwirklichen. Ob sie sich das gut überlegt hat? 😜
Alles ging gut. Müde und erschöpft schloss ich sie dann am Flughafen in die Arme. Geschafft! Von nun an geht es also zu fünft weiter…