Was macht man eigentlich nach so einer erfolgreichen Whale-Watching-Tour? Kofferpacken und zurück in Hamburgs Frühling? Da die Wetter-App nur Regen vorhersagte war das natürlich keine Option und wir waren ja immer noch auf Puffin-Jagd. Somit setzten wir unsere Rundreise gen Westen fort, Zeit genug hatten wir ja jeden Tag, denn die Mitternachtssonne ließ uns die Uhrzeit wirklich oft vergessen: “Lasst uns mal Mittagessen.” “Was, schon 18:00?” “Na dann mal schnell einkaufen, die Krambudins im Nirgendwo schließen gleich.”
Für unsere kommende Etappe hatten wir erneut einen kleinen Zwischenstopp eingeplant. Von Akureyri aus fuhren wir zum Bessastaðir Guesthouse, am Hrútafjörður, dem letzten Fjörd vor Islands traumhaften Westfjörden. Aber dazu später mehr.
Ersteinmal verabschiedeten wir uns sehr lange vom Eyjafjördur. Das Wetter war für Island hochsommerlich: sonnig, windstill und in der Sonne tatsächlich warm. Wir fuhren nochmal zur sehr alten ehemals weltgrößten Heringfabrik Hjalteryris. Mittlerweile ist diese jedoch geschlossen, es hat leider sich ausgefischt, äh leergefischt.
Das Wasser im Fjörd war spiegelglatt und so verlockend blau, dass sich unsere Kinder und die Omi hineinwagten. Wir konnten es kaum fassen, aber schnurstracks marschierten sie ins 3° Celsius kalte Wasser, tauchten sogar unter und flitzten anschließend schnell zum Hot-Pot, in dem sie sich bei 40° Celsius wieder aufwärmen konnten. Marcus und ich staunten nur über so viel Mut oder Verrücktheit 😁 Kurz darauf schwammen sogar noch 3 Minkwale in der Bucht herum und machten es uns nicht gerade leichter, ins Auto zu steigen und diesen wunderbaren Ort zu verlassen.
Wir rissen uns aber irgendwann doch los und freuten uns auf die nächsten Abenteuer. Die Tour Richtung Westen führte uns über einen weiteren schneebedeckten Pass und von dort aus in ein schier nicht enden wollendes Tal mit unzähligen Wasserfällen aller Größen, die vom Schmelzwasser der umliegenden Gipfel und Plateaus ordentlich gefüllt wurden. Wir fuhren vorbei an vielen, vielen Schafen mit ihren kleinen Lämmchen. Und Autos? Davon kamen uns auf 20 km vielleicht 4 entgegen. Wir waren also beinahe allein auf weiter Flur. Nur ab und zu tauchte hinter dem nächsten Berg ein kleiner Hof auf, bestehend aus einem Wohnhaus, 1-2 Ställen, Schuppen, eventuell einem kleinen Ferienbungalow, seltener mit einer dazugehörenden Kapelle oder einem kleinen Mini-Häuschen für kleine Elfen. Ja richtig, kleine Elfen. So mancher Isländer schließt bis heute zumindest die Möglichkeit nicht aus, dass das Huldufòlk (verborgene Volk) auf der Insel existiert. Es gab in Island sogar bis 2015 offiziell eine Elfenbeauftrage, Erla Stefànsdottir. Damit die zarten Elfen im Winter nicht (er)frieren bzw. dem Besitzer und dessen Dottiers und Sons wohlgesonnen sind, wurde ihnen Unterschlupf auf dem eigenen Hof gewährt, eben in Form einer Miniaturhütte. Alles sehr abgeschieden…
Auch unser Guesthouse lag sehr einsam und gehörte zu einem äußerst entlegenen Bauernhof, der wieder nur über eine kilometerlange Schotterstraße zu erreichen war. Aber es lohnte sich, denn mit der Aussicht auf den blauen Fjörd, 3 Islandpferden, frischer Milch vom Hof nebenan und viel Charme eines restaurierten uralten Bauernhauses aus dem späten 19.Jahrhundert fühlten wir uns hier sofort richtig wohl.
Viel zu unternehmen gab es hier zwar nicht, aber 2 Tage Ruhe im Sonnenschein war auch mal schön. Ich schrieb viel, die Kinder holten etwas Stoff im Homeschooling nach und der Rest genoss einfach die Stille mit Kaffee auf der Terrasse. Elfen entdeckten wir nicht, so genau wir auch schauten 😉.
Erst am 2. Tag rafften wir uns auf und fuhren zu einem aus dem Meer ragenden Vogelfelsen. Kann man machen, ist ganz nett wenn man irgendwas unternehmen möchte, muss man aber nicht.
Viel spannender sind die von dort aus fußläufig zu erreichenden Sandbänke, auf denen sehr relaxed große Robbenfamilien in der Sonne liegen, neugierig die Besucher beobachten, indem sie ins Wasser robben und möglichst nahe an dich heranschwimmen und dich auf Schritt und Tritt verfolgen. Sehr niedlich…