Die isländische Regierung schreibt aktuell nach Ankunft auf der Insel neben diversen PCR-Tests eine 5-tägige Quarantäne vor, die nur mit einem abschließenden negativen PCR-Test beendet werden darf. Kurze Walks sind erlaubt, Einkaufen oder touristische Plätze aufsuchen nicht. Versteht sich ja eigentlich auch von selbst. Für diese 5 Tage haben wir uns diese gemütliche kleine Hütte neben dem “grumpy farmer” von Fremri Háls in der bergigen Gegend Mosfellsbær gemietet, nur 30 Minuten von Reykjavik entfernt. Ob der Bauer wirklich so mürrisch war, wie ihn Bjartey (die Vermieterin) beschrieben hatte wissen wir nicht, da wir auf Grund ihrer eindringlichen Warnung tunlichst den Kontakt zu ihm vermieden und sein sehr verlockendes, weitläufiges Land auch nicht betraten. Sicher ist sicher 😂. Die “cosy cabin” lud mit ihrer urigen, gemütlichen Atmosphäre, dem Kamin, dem Hot-Tub (heißer Außenpool/Wanne) nach ein paar Stunden an der (sehr) frischen Luft zum entspannen ein. Da die Hütte sehr schön in den Bergen lag, liefen wir einfach drauflos, mal zu dem einen Wasserfall, mal zu dem anderen, dann auf den Bergkamm zur Linken oder eben zur Rechten. Egal wohin wir “spazierten”, die Aussicht war stets unglaublich, zumal wir wirklich großes Glück mit dem Wetter hatten. Jeden 2. Tag schien die Sonne mindestens eine Tageshälfte bei blauem Himmel. Bjartey schrieb uns, wir hätten die schönsten Tage seit dem Sommer erwischt. Perfekt 👍.
Mit rund 103.000 km2 gilt Island als der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel ist zudem die größte Vulkaninsel der Erde. Allerdings wohnen hier nur etwa 360 000 Isländer, sprich etwa 3,5 pro km². Da hatten wir ja den Bogen zu fünft auf 40 m² schon weit überspannt 😂. Somit strebte die Wahrscheinlichkeit beim Wandern auf einen Isländer zu treffen geradezu gegen null. Wir konnten also guten Gewissens losziehen und mussten nur darauf achten, dass wir nicht “daneben traten” und so unsere überdurchschnittliche familiäre Bevölkerungsdichte unfreiwillig der isländischen anpassten. Durch das viele Schmelz- und Regenwasser aus den Bergen war überall der Boden leicht aufgeweicht und mit Wasser vollgesogen, etwa so wie ein Schwamm. Sobald wir auf ein ausgetrocknetes Rinnsal der Schmelzbäche traten, sackten wir sofort im Schlamm ein und hörten oder sahen das Wasser an anderer Stelle plätschern. Nur verliefen diese Rinnsale häufiger nicht sichtbar eher unterirdisch, so dass wir irgendwann von Mooshäufchen zu Mooshäufchen hüpften, etwa wie in einem Computerspiel. Wer wird zuerst von den Geröllmassen oder dem Schlamm verschluckt? Von uns zum Glück niemand, nur hin und wieder unsere Schuhe. Bevölkerungsdichte Schwarz/Wittig nach 5 Tagen? Konstante 5 auf 40 m² 😜.
Am vierten Tag waren wir besonders mutig. Da wir auf unseren bisherigen Wanderungen wirklich niemandem begegneten, wagten wir uns verbotener Weise doch mit dem Auto 10 km weiter Richtung Miðsandur. Dort liefen wir mutterseelenallein 3 Stunden an den Klippen des Hvalfjörður entlang und bestaunten die schneebedeckten Gipfel, vom Wasser der Schneeschmelze glitzernde Bergkämme, weite trockene Grashügel und ganz viel eiskaltes Wasser in den Flüssen, welches in den Ausläufer des noch eisigeren Atlantiks strömte. Das war schon irre, vor allem die Stille, nur unterbrochen durch unser Geschnatter, vereinzeltes Kreischen der Möven, Wind und leisem Plätschern 🤫.