Es gibt in der Gegend um Pavones genau drei touristische Highlights, die wir nicht verpassen sollten:
- Ein Besuch des Nationalmonuments Guayabo,
- Entdecken des Vulkans Irazú mit dem wunderschönen Vulkansee und
- Besichtigung des Vulkans Turrialba
Ich gebe es zu, beide Vulkane zu besuchen, fand ich jetzt nicht mehr so reizvoll. Man wird ja tatsächlich wählerisch auf Reisen 🙈. Also entschieden wir uns für die beiden ersten Optionen.
Am ersten Tag ließen wir es entspannt angehen und fuhren auf abenteuerlichen Wegen zur archäologischen Ausgrabungsstätte nach Guayabo. Hier befand sich zwischen 1000 vor und 1400 nach Chr. eine präkolumbianische Siedlung. Dort wurde ein Netz von gepflasterten Straßen und Dämmen freigelegt sowie offene und verdeckte Aquädukte, Zisternen, Treppen, Hügel, Felszeichnungen, Monolithe, Grabmäler und Skulpturen. Wir waren tatsächlich mal wieder die einzigen Besucher und fanden nach einem kleinen Spaziergang auf dem Dschungelpfad auch zur Siedlung. Es ist schon verrückt, wie akkurat Bauwerke bzw. deren Fundamente sein können, obwohl die Bauleuten noch nicht über modernes Werkzeug verfügten.
In den Bergen müssen wir ja immer den Wetterbericht genauestens im Auge behalten, um zu sehen, wie lange morgens die Sonne dominiert, bevor sie im Laufe des Tages von sich auftürmenden Wolken und Wolkenfeldern verdrängt wird. Am dritten Tag in unserer schönen Villa sollte dies erst am Nachmittag der Fall sein, weshalb wir 6:30 Uhr aus den Betten sprangen, unsere bewährten Frühstücksburritos mampften und einen schnellen aufgewärmten Mikrowellenkaffee schlürften, bevor wir 7:30 Uhr zum Vulkan Irazu fuhren. Wir brauchten aber mal wieder wesentlich länger, nicht zuletzt, weil gerade Zuckerrohrernte ist. Das bedeutet, das man nur mit 10-20 km/h die einspurige Hauptverkehrsstraße hinaufschleicht, weil ein riesiger extrem überfüllter Zuckerrohr- Truck hinter dem anderen brummt und sie sich dabei wortwörtlich größenwahnsinnig noch überholen wollen. Besonders gefährlich wird eine solche Tour dann, wenn auch noch die gestressten Berufsfahrer in Autos, bei denen der gute deutsche TÜV- Beamte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, Überholmanöver starten. Dabei ist es offensichtlich fast egal, ob dieses vor einem steilen Hügel, nicht einsehbaren Kurven oder mit herannahendem Gegenverkehr gestartet wird 😱.
Als wir endlich diesen Part hinter uns hatten, führte uns Google natürlich mal wieder (!) einen typischen Google-Weg auf die 3400m des Irazu. Es ging bis zum Ende der asphaltierten Straße und dann auf Schotterwegen durch kleine am Hang liegende Dörfchen, wo die Acker noch mit einem Pferde-Karren gepflügt wurden. Je höher wir kamen, desto kühler wurde es und das Thermometer stürzte von 28° auf kalte deutsche 9° Celsius 🥶. Wir kämpften uns auf Umwegen durch Erdlöcher, kurze halbfertige Aspahaltabschnitte, Feldwege und endlich kurioser Weise wieder auf die Hauptverkehrsstraße bis zum Eingang des Nationalparks.
Dort erwartete uns eine freundliche Parkwächterin und erklärte, dass wir kein Ticket bei ihr kaufen könnten. Wir sollten uns doch bitte auf einer Internetseite Costa Ricas anmelden, dort die Besuchszeit reservieren und online bezahlen. Davon stand ja nirgends etwas im Netz und irrerweise waren außer uns genau nur 3 weitere Auots vor Ort. Na klasse, denn ich hatte schon mal auf den 3400 Metern im quasi Nirgendwo keinen Empfang. Zum Glück hatte Marcus mit seinem Handynetz mehr Erfolg und in einem mehr als umständlichen Prozedere konnte ich uns innerhalb der folgenden 20 Minuten für die aktuelle Zeit anmelden. Besonders viel Zeit kostete mich das Eintragen unserer Passnummern. Wir hatten nur Marcus Pass mit und ich musste mir sehr kreativ für uns irgendwelche Buchstaben-Zahlen-Kombinationen einfallen lassen, die einigermaßen Sinn ergaben. Was für ein Unsinn! 🤦🏻♀️ Am Ende zahlten wir 65 €, fuhren zum Parkplatz, wurden vom Wächter darauf hingewiesen, mit der Schnauze nach vorn, ergo rückwärts einzuparken und ergaben uns nur noch den crazy Regeln. Wir sollten so einparken, um Unfälle beim Ausparken zu vermeiden. O.k., aber auf einem großen leeren Parkplatz mit 4 Autos?
Nun gut, jetzt wollten wir aber alles erkunden und das Wetter spielte mit. Flott liefen wir vor zum Vulkankrater. Ich wollte ihn doch sehen, den türkisfarbenen See im Vulkankrater im wunderschönen Kontrast zum dunklen, grauen Vulkangestein im Sonnenschein und dem blauen Himmel. Endlich…alles passte nur eines nicht: Wo war dieser See? Auf Postkarten, im Internet, Parkanzeigen u.s.w. sah er doch so toll aus. Was wir sahen war einfach nur ein tiefer beeindruckender Krater, aber eben komplett ausgetrocknet und das nicht erst seit gestern. Geradezu staubtrocken sah der aus. Schade, schade!
Der Wanderpfad war auch ein Witz: kleine Runde im Kreis und Ende Gelände. Wir waren herbe enttäuscht, aber gut, probiert hatten wir es zumindest. Zum Abschluss fuhren wir auf Grund der wirklich knapper werdenden Luft mit dem Auto noch eben zum höchsten Punkt des Vulkans auf 3432 m Höhe. Dort genossen wir ordentlich in warme Sachen eingepackt den atemberaubenden Rundblick vom Pazifik bis zum karibischen Meer. Naja, wenn ich ehrlich bin war dies eine Aussage aus dem Reiseführer und die Aussicht war zwar topp und weit, aber die Meere konnte ich auf Grund aufkommender Wolken nicht entdecken. Trotzdem, schön wars schon!
Bevor wir nach Pavone zurückfuhren, hielten wir noch eben in Turrialba und setzten sehr spontan einen weiteres Ausflugsziel auf unsere Liste. In der kleinen Stadt gab es eine Hochschule für Agrarwirtschaft mit dazugehörigem Botanischen Garten und einem weiten, schön angelegten Gelände. Dort wollten wir uns nach einem üppigen Lunch ein wenig die Beine vertreten und wurden überrascht. Die Palmen und der Riesenbambus des Geländes waren Brutstätten verschiedenster Vogelarten, welche dort zu Hauf gerade lautstark nisteten. Auf den Blättern der schon fast blühenden Seerosen im dazugehörigen See liefen vorsichtig so einige sehr bunte, schöne Zwergsultanshühner. Den genauen Namen haben wir natürlich rausgesucht, da wir ja so gar keine Vogelkenner sind 🤫. Außerdem haben wir endlich mehrere kleine Kolibri-Nester entdeckt und in einem waren sogar 2 Eier. Im Vorbeigehen hatten wir das Weibchen aufgeschreckt, so dass es in Sichtweite auf den benachbarten Baum flog und uns damit den Blick auf zwei TicTac- kleine Eier preisgab. Es mag vielleicht merkwürdig klingen, aber das war schon ein sehr besonderer Moment. Ich bin ja wie gesagt so gar keine Vogeltante und würde mich freuen, wenn ich mir wenigstens ein paar der von elen neuen Namen dieser bunten, großen und kleinen Vögel merken könnte. Doch solch kleine Vogeleier im Kolibri-Nest war trotzdem eines der Dinge, die ich einmal live in freier Natur entdecken wollte. Hach war ich froh! 😄