Aber erstmal der Reihe nach: Wir haben schweren Herzens vor 5 Tagen unsere heimelige “kleine Farm” verlassen und fuhren 50 km weiter Richtung Süden, immer auf der Costanera die Pazifikküste entlang bis Uvita. Hier hatten wir für die nächsten 10 Nächte ein kleines Haus gemietet, in dem jedes unserer liebsten Kinder ein eigenes Zimmer haben würde. Pauline freute sich riesig darüber, sich endlich einmal wieder etwas zurückziehen zu können, während Fritzis diese Freude naturgemäß nicht ganz so teilte 😉.
Uvita ist ein kleinerer Touristenort, der sich vom Dschungel in den umliegenden grünen Hügeln, über die staubige Küstenstraße zieht.Er besteht aus vielen kleinen Grundstücken mit meist einfachen Häusern im Bungalowstil oder saftig grünen Kuhweiden und endet direkt am Nationalpark Marino Ballena. Unser kleines Häuschen ist das letzte in einer Sackgasse, direkt neben dem Rio Uvita. Es ist sehr idyllisches, abseits vom touristisches Treiben und wir werden stets sehr freundlich und locker per Handzeichen, Kopfnicken und einem an dem Lippen abzulesenden “Buenos…” bzw. “Pura Vida” von den Ticos vorn an der Straßenecke begrüßt oder eben verabschiedet. Unser einziger direkter Nachbar ist ein typical American Trucker, den es vor zehn Jahren mit seiner Frau hierher verschlug. Er hieß uns sofort freundlich willkommen, quasi noch während wir die Autotür öffneten und hatte prompt ein paar gute Tipps parat 👍. Außerdem beruhigte er uns ein wenig, was Skorpione, Schlangen und Spinnen betrifft. Hier seien wohl “Not that much. In Texas, when I was a little boy, I used to catch snakes and Skorpions… was kind of a fun game. Here? No problem!” Naja, wenn man quasi mit solchem Zeitvertreib aufwächst, erscheint Vernons Aussage vielleicht doch weitaus besorgniserregender 😱. Wir hoffen jedenfalls, sämtliche Kriecher und Krabbler halten es wie der ausgetrocknete Frosch zwischen unseren zwei Terrassentüren im Schlafzimmer 🤭. Sorry, aber Hauptsache nicht ins Haus.
Unser Domizil haben wir also bezogen und genießen tatsächlich ein wenig Familienleben so ganz unter uns, eben gemeinsam Kochen, essen auf dem Sofa, durchs Haus laufen wie einem eben so ist usw. Rund ums Haus genießen wir natürlich das Gezwitscher und ganz besonders die Tukane, aber bitte erst ab 7:00 Uhr 😜. Ach ja, zum ersten Mal seit 3 Wochen weckt uns kein Hahnenschrei, herrlich…!
Tagsüber ist es hier sehr heiß und wir quälen uns dennoch aus dem Haus. Wir waren in den direkt umliegenden Nationalparks, haben die für Uvita typische “Whale Thale” im hiesigen Marino Ballena bei Ebbe und gefühlten 50 Grad bewandert und verbrachten gestern einen schönen Tag am nicht kommerzialisierten Strand “Playa Dominicalita” inmitten einiger weniger Ticos. Jaaa, da kommt tatsächlich etwas Kritik durch. Waren wir es auf La Réunion gewohnt, dass alle schönen Fleckchen der Insel für jedermann kostenfrei nutzbar und zugänglich waren, haut uns hier der Ausverkauf Costa Rica’s beinahe aus den Latschen. Wir haben hier bspw. 3 Wasserfälle drumherum, nicht so spektakulär und (leider) mit nahezu direktem Parkplatz und/ oder Restaurant dazu. Für jeden davon zahlst du Eintritt und das z.T. nicht zu knapp(von 2,80€ 👍 bis 57€/Person😱, allerdings ein größerer inkl. Guide und Lunch, aber 230€ als Familie? Das muss ja ein fantastischer Guide mit einem SuperLunch sein. So mit Dschungel-Event-Cooking vielleicht 🤔. Wir sind hier umgeben von Nationalparks, obwohl ich hier manchmal das Gefühl nicht loswerde, das es hier einst wie folgt lief oder eben noch immer läuft:
- Variante 1: Lasst uns mal ein wenig billigen Urlaub in CR machen und ein wenig herumfahren. Oh, schaut mal, ein schöner Strand. Lasst uns den Strand einzäunen und Eintritt dafür nehmen oder ….
- Variante 2: Diese Amis kaufen uns das ganze schöne Land unterm Hintern weg. Wir brauchen aber ihre Dollar und American Products im Supermarkt. Ok, wir machen einfach mit. Wir zäunen unsere restlichen Ländereien ein, stellen davor ein Schild mit “Nationalpark” und das war’s.
Ach ja, ein launischer Parkwächter in Uniform wird dann davorgesetzt und kassiert ordentlich ab. Ticos zahlen nur wenig, aber alle anderen dafür richtig viel. Bitte nicht falsch verstehen, wir finden es natürlich mehr als korrekt, das die Einheimischen andere Preise zahlen, aber für Touristen 60 Dollar/Person um einen Wasserfall zu sehen? Really? 18 Dollar um an den Strand von Uvita zu kommen? Klar, letzterer ist im riesigen Marino Nationalpark, aber das ist eigentlich nur ein kilometerlanger Sandstrand mit einem (!) WC und drei Duschen zum Abspülen. Wenn du hier z.B. eine dreistündige Bootstour machen möchtest, bei der du in der Walsaison möglicherweise Pottwale bestaunen, ansonsten “nur” Delfine bewundern darfst, dann zahlt du pro Person etwa 90 Dollar. 90??? No se 😏
Wir genießen hier den Dschungel, die Tierwelt und dass wir viele nette Menschen treffen. Trotzdem hinterlässt dieses Übertouristische einen etwas schalen Beigeschmack. Es ist halt wenig zu entdecken. Wenn du durch den Wald gehst, dann kommt am Ende eine Lichtung, welche zu oft mit Kasse, Parkplatz und einem Restaurant versehen ist. Im Vergleich zum eigentlichen Highlight meist überdimensioniert.
Dennoch sind wir sehr gespannt auf die nächsten Wochen: morgiger Strandausritt an den Playa Hermosa für das Geburtstagskind, eine Woche inmitten der Baumkronen des Regenwaldes im preisgekrönten Baum/Waldhaus im Nationalpark Piedras Blankas, ein paar Tage Osa, einer geschützten, touristisch weniger ausgeschlachteten Halbinsel, eine Woche Karibik, eine Woche Berge und ein paar Tage im Tortuguero Nationalpark, wo wir nur mit dem Boot anreisen können. Vielleicht verzaubert uns dieses Land ja doch noch viel mehr, als bisher. Obwohl, es ist ja auch eigentlich nicht das Land selbst, was uns stutzen lässt, sondern vielmehr dieses übertriebene “Zur-Kasse-Bitten” für Touristen seitens des Staates und ausländischer/amerikanischer Investoren. Hoffentlich wird Costa Rica nicht zu sehr so eine Art übergroßes Eco-Disneyland. Logo: 🦎 mit MickiMaus- Ohren oder 🦥 mit ???