Nichts für Langschläfer… the early bird und so…
Nichts für Langschläfer… the early bird und so…

Nichts für Langschläfer… the early bird und so…

Was natürlich zum Tortuguero Nationalpark gehört ist eine Kanaltour mit einem kleinen Kahn oder Kanu. Wir buchten eine Tour mit Andres aus unserer Unterkunft auf seinem Kahn, der einen kleinen und sehr leisen Elektromotor hatte, weil andere im Park zum Glück auch nicht erlaubt sind. Damit man auch viel sieht, startete diese Tour sehr früh, nämlich um 6:00 Uhr. Das hieß für meine Nachteulen, dass sie sich alle um 5:30 Ihr aus den Betten quälen mussten. Das war schon hart 😜 Nach ein paar einführenden Informationen zum Park und dem Lagunengebiet, legten wir pünktlich, ausgestattet mit Fernglas, Kameras, Wasser, jedoch leider ohne Sonnenschutz, ab 🚣‍♀️. Naja, wenigstens hatten wir Antimücken- Spray dabei👌. Insgesamt glitten wir 4 rasant vergehende Stunden durch den Tieflandregenwald.

Kleiner Exkurs: Der Tieflandregenwald in Tortuguero ist der letzte Überrest des einzigartigen immerfeuchten atlantischen Regenwaldes, der einst die gesamte karibische Küste bedeckte. Anders als an der pazifischen Küste gibt es hier keine Trockenzeit, sondern es regnet das ganze Jahr. Trotz der Holzfällerfirmen, die ca. 30 Jahre lang bis in die 1970iger um und in den Wäldern Tortugueros quasi gewütet haben, ist der Wald einzigartig und von grosser Vielfalt. Die ganzen kleinen Wasserstraßen, welche heute dieses Gebiet durchziehen, wurden früher von den Firmen angelegt, um den Transport des Holzes zu gewährleisten. Seitdem das gesamte Gebiet 1970 zum Nationalpark erklärt wurde, dienen sie also nur noch den Einheimischen und uns Touristen als Transportwege. Gut so!
Die höchsten und ältesten Bäume hier sind laut meiner Internetrecherche die “Waldmandelbäume” (Dipteryx panamensis). Deren Holz ist so hart, dass wohl selbst Termiten es nicht fressen können. Es ist schwerer als Wasser. Dieser Baum ist hier die wichtigste Nahrungsquelle und zugleich Nistbaum des Bechsteinaras (Soldaten Ara/ Ara ambigua). Mit Andres Hilfe hatten wir sogar das Glück, ihn auch hier zu entdecken. Leider ist der wunderschöne Papagei als sehr gefährdete Art eingestuft.

Am Ufer gibt es hier Feigen, Mimosen, den Blutsbaum (Pterocarpus officinales), Wollhaarbaumgewächse mit auffälligen Blüten (Pachira/ Wilder Kakaobaum)
und die Raphiapalmen . Dazu baumeln die unzähligen Lianen wie Vorhänge herunter, so dass der Regenwald undurchdringlich erscheint. Wir fühlten uns schon sehr Robinson Crusoe- mäßig. Hin und wieder tauchten auch wieder die Augen im Wasser schwimmender Kaimane auf, die sich genervt von uns langsam durch die Wasserpflanzen davonschlängelten.

In Tortuguero leben in etwa die Hälfte aller in Costa Rica vorkommenden Vogelarten (ca. 400), Wildkatzenarten wie Jaguar, Puma, Ozelot … War es da ein Wunder, dass ich geschockt ablehnte, als Andres mich netterweise im schwimmenden Dickicht des Ufers absetzen wollte, damit ich mal eben für kleine Mädchen gehen kann? Zum Glück lehnte ich ab, denn nur 2 Minuten weiter erzählte uns ein entgegenkommender Guide, dass sie nur 40 Meter weiter einen Puma entdeckt hatten 😱.

Außerdem gibt es im Nationalpark Tapire, Manatis, und natürlich die Faultiere. Irgendwann hörten wir ein Geräusch, ähnlich dem Krächzen diverser Vogelarten der Umgebung. Allerdings konnte es Andres nicht genau zuordnen und wir machten uns auf die Suche. Irgendwann entdeckten wir den traurigen Ursprung: Direkt über uns hing ein ganz kleine flauschiges Faultier und rief hilflos nach seiner Mutter. Normalerweise nehmen die Mütter ihre Jungen überall mit und so gab es nur zwei schreckliche Möglichkeiten. Entweder die Mutter wurde getötet und irgendwie hatte das Lütte überlebt oder es wurde von ihr verlassen. Andres erklärte uns, dass es selten, aber manchmal eben passiert und der Grund dafür nicht ganz klar ist. Wir versuchten ihn zu überzeugen, dieses süße panische Faultier mitzunehmen und in eine Aufzuchtstation zu bringen, aber natürlich lehnte er schweren Herzens ab. Er hatte ja recht, das Gesetz des Dschungels und so…aber Fritzis Argument, wenn wir nicht eingreifen dürften, wären auch Boote und Touristen verboten, konnte ich auch nachvollziehen. Die Stimmung war natürlich erstmal dahin 🥺 Wir haben uns dann alle eingeredet, dass die Mutter demnächst wiederkommt oder dieses kleine Faultier besonders stark ist und es vielleicht allein schaffen würde. Irgendwie muss man sich das ja erträglich reden…

Nach vier Stunden erreichten wir völlig erschöpft und mit ganz leichtem Sonnenbrand, aber wieder glücklich unser Tortuguero Adventure Guesthouse. Endlich konnte ich aus dem Boot ans Ufer springen und vorm Puma sicher zur Toilette flitzen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert