LAST…unser Latin American Sea Turtles-Projekt
LAST…unser Latin American Sea Turtles-Projekt

LAST…unser Latin American Sea Turtles-Projekt

Wir liegen hier ja nicht nur faul am Strand herum oder trinken leckeren Kaffee auf unserer herrlichen Dschungelterrasse. Nein, wir sind auch oft aktiv und diesmal wollten wir Meeresschildkröten hautnah erleben. Über Airbnb buchten wir eine Unternehmung “Sea Turtle Monitoring with a biologist”, was ja soviel heißt wie Meeresschildkröten-Überwachung mit einem Biologen. Was stellt man sich darunter vor? Laut Beschreibung auf jeden Fall eine Tour auf dem Boot inkl. Netzte auswerfen, Schildkröten einsammeln die sich darin verfangen, diese anschließend vermessen, Schnorcheln am Strand und zwischendurch ein kleines Mittagessen. Hört sich doch toll an, oder? Wir wollten es testen, wenn wir auch stolze 200 $ dafür zahlten. Das bekamen wir nun dafür:

Unser Fusion-Home war ca. 1 Stunde vom Treffpunkt am Playa Blanca (eher ein steiniger Playa Negra 😉) auf der ziemlich unberührten Halbinsel Osa entfernt. 7:30 Uhr sollten wir dort sein. Das hieß für uns: 5:20 Uhr aufstehen, Maisfladen in die Pfanne hauen, Käsescheibe drauf und schnell futtern, 5:45 Uhr Schuhe ausschütteln, 5:50 Uhr los abwärts zum Fluß wandern, Schuhe aus, durchwaten, Schuhe an und zum Auto laufen, einsteigen und 10 Minuten durch nebligen Dschungel während des Sonnenaufgangs rütteln und Aussicht genießen, anschließend noch 50 Minuten auf der nunmehr befestigten Straße durch die fantastische Morgenlandschaft Osas düsen und voilà, pünktlich um 7:23 Uhr auf zwei eher wortkarge Mitarbeiter der Organisation treffen. Wir waren jedenfalls voller Tatendrang und fragten den Biologen Eduardo und die frisch gebackenen Volontärin Rebecca vorsichtig Löcher in den Bauch: Wie läuft der Tag ab? Wohin genau fahren wir? Was genau machen wir? Sollen wir beim Tragen helfen? Kommen noch weitere Touristen mit? u.s.w. Die Antworten waren anfangs nur schwer zu verstehen, da wir einerseits alle selbstverständlich unsere Masken trugen und Eduardo andererseits nur etwas sporadisch vor sich hin nuschelte, was schwer verständlich war und diese Tour für Rebecca, frisch von der britischen Insel Isle of Weight eingeflogen, ebenfalls die erste ihrer Art sein sollte. Das war natürlich sehr schade, da unser Enthusiasmus durch die etwas weniger offene Art des Projektleiters deutlich gebremst wurde. Jedes Wort mussten wir ihm aus der Nase ziehen… etwas problematisch, zumal er doch laut Beschreibung auf Airbnb für diesen Tag den Part übernehmen sollte, die nächste Generation für den Naturschutz zu begeistern und mit uns die nächsten 6 Stunden allein an einem einsamen Strand zu verbringen. Wir fuhren dann alle mit dem Boot auf dem Golfo Dulce (süßer Golf) hinaus. Nach etwas 10 Minuten wurden die Netzte von Rebecca und Eduardo ins Wasser gelassen, unsere Hilfe war leider weniger erwünscht. Zugucken durften wir 🤷🏼‍♀️. Dann wurden wir an den Strand gebracht und nun hieß es warten bis die Flut kommt und sich möglichst irgendetwas, bestenfalls eine Meeresschildkröte im Netz verfängt. “Wollt ihr ein paar Infos über Schildkröten und das Monitoring?” Begeistert schnappten wir nun nach etwa einer halben Stunde selbst nach diesem kleinen Brocken. Dann hörten wir einen 5-minütigen Schülervortrag und unsere Mädels, etwas erstaunt verneinten dann einstimmig die abschließende Bemerkung: “Noch Fragen?” Mh… Zum Zeitvertreib gingen wir etwas zwischen dem hübschen Mangrovenwäldchen und dem naturbelassenem Palmenstrand spazieren, probierten es mit einem kleinen Schnorchelausflug im sehr sehr warmen Wasser, den uns jedoch kleine zwickende Wasserasseln/-wanzen vermiesten und beobachteten stattdessen nach Beute springende Stachelrochen vom Strand aus, wo wir ein wenig von Strandflöhen gepiesackt wurden. Irgendwann taute auch Rebecca ein wenig auf und wir kamen ins Gespräch über Reiseziele, Zukunftsträume, das Leben in Costa Rica und was man sonst so an Gedanken an einem Strand austauscht, wenn man auf Meeresschildkröten wartet. Plötzlich wurden wir von überraschendem Aktionismus Eduardos unterbrochen, der wiederum einen Wink vom Bootskapitän erhielt. Endlich sollte eine Schildkröte zu “befreien” sein, die vermessen werden konnte.
“Dürfen wir mit zum Netz?”
“No, you will wait here.”
Schade, jetzt ist endlich mal etwas los und wir dürfen nicht mit?
“May be the children?”
“No, we need to be fast!”
“Äh….”

Jetzt kamen wir uns wirklich doof vor. Nichts durften wir bisher machen, dabei hatten wir uns doch als Unterstützer angeheuert und nicht nur als stumme Beobachter, die am Strand faulenzen. Naja, wenigstens kamen die beiden 5 Minuten später mit einer jungen, aber sehr aktiven Hawksbill Meeresschildkröte alias Echte Karettschildkröte, deren Art sehr vom Aussterben bedroht ist, u.a. weil aus dem wunderschönem Panzer Schmuckstücke kreiert wurden. Diese war 50 cm lang und 35 cm breit. Jetzt endlich wurden wir als Touris einbezogen. Pauline und Fritzi durften nun messen, wiegen und das verwirrte arme Tier von Seepocken und Parasiten befreien. Währenddessen versuchte ich einen neugierigen Dackel von der Schildkröte fernzuhalten, die ja ohnehin schon sehr nervös war und wild um sich schlug. Das war für mich tatsächlich der anstrengendste Part, zumal dieser kleine Dackel sehr quirlig und schwer zu halten war 🥴. Mit einem Scanner wurde noch ein Sender entdeckt, der bereits andernorts in die rechte Vorderflosse verpflanzt worden war und anhand welchem festgestellt wurde, dass diese wohl aus Panama geschwommen kam. Am Ende fiel uns die ehrenvolle Aufgabe zu, die Schildkröte wieder ins Wasser zu tragen. Zum Glück hatte sich diese eine im Netz verfangen, denn eine weitere Schildkröte sollten wir nicht mehr vermessen. Puh, Glück gehabt 😅. Nach einem kleinen, aber gutem Lunch packten wir dann langsam alle Utensilien ein, gingen wieder an Bord und warteten ca. 20 Minuten auf dem schaukelndem Boot, bis die Netzte eingeholt wurden. Helfen? Keine Chance! Zurück am Hafen entdeckten wir noch eine Schar herrlicher roter Aras, die es sich dort in den Mandelbäumen bequem gemacht hatten und fröhlich schnatternd futterten. Das war für uns Costa Rica pur! Später schauten wir uns noch den unspektakulären Hauptort der Insel Puerto Jimènez an und fuhren dort, von weiteren Hellroten Aras begleitet, wieder mit der untergehenden Sonne zurück in unser schönes Dschungelhaus.

Hat sich der Ausflug gelohnt? Wir können es nicht mit Bestimmtheit sagen, denn für uns war es ja trotz des vielen Abhängens ein schöner Tagesausflug auf eine wunderschöne Halbinsel. Was uns seitens der Organisation LAST geboten wurde, war definitiv den Preis nicht wert und wir fühlten uns leider nur als Geldgeber, nicht aber als willkommene Begleiter. So haben wir für uns den überteuerten Betrag von 200$ für 4 Personen als Spende verbucht, um einfach ein wenig die Schildkröten und die Erforschung ihrer Wanderwege zu unterstützen.

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