Parque Nacional Volcán Arenal: 274 km und 7,5 Stunden später
Parque Nacional Volcán Arenal: 274 km und 7,5 Stunden später

Parque Nacional Volcán Arenal: 274 km und 7,5 Stunden später

Nach einem sehr herzlichen Abschied von unseren fantastischen Gastgebern (Hatte ich schon erwähnt wie toll sie waren? 😉) fuhren wir recht pünktlich los Richtung Laguna de Arenal im Nordwesten des Landes. Leider mussten wir noch einen Zwischenstopp in der Cóbano Clinic einplanen, weil Fritzi starke Ohrenschmerzen hatte. Si claro, wir hätten uns da auch eher an die Riten der älteren Ticos in Cabuya halten können:

Man nehme bei Ohrenschmerzen eine Zigarette/ Zigarre und zünde diese an.
Nun ziehe man mindestens einmal stark daran.
Wenn das Ende glüht, steckt man es ins Ohr.

😱 Äh, wie bitte? Folgende Fragen schossen gleich durch meinen Kopf: 1. Eine normale Zigarette oder eher gedrehte, stark nach verbotenen Inhaltsstoffen duftende? Zumindest hätte ich mir so eine beruhigende, schmerzlindernde Wirkung erklären können 🙄 2. Doch wohl nicht das glühende Ende? Sonst hätten selbst verbotene Substanzen definitiv keine ausreichende Wirkung erzielt. Aber nein, selbstverständlich nicht. Die Ticos sind doch nicht verrückt: Man nehme nur normale Zigaretten, zieht kurz mal damit sie abbrennen und stecke sich den Filter 😳 ins Ohr. Diese Dämpfe sollen dann helfen. Naja, so gern wir uns auch auf Pura Vida und Neues hier einlassen, so hielten wir es dann doch für sicherer, alles einmal kurz professioneller medizinisch abzuklären. Also fuhren wir über Cobano. Das Personal der sehr kleinen staatlichen Clinic war sehr freundlich und zum Glück mussten wir nicht lange warten. Der Arzt wirkte zwar etwas pikiert darüber, dass Fritzi in der Schule als Zweitsprache Englisch statt Spanisch lernt, zeigte sich aber etwas freundlicher, als ich mit meinem beschränkten Wortschatz in seiner Landessprache versuchte, den Grund unseres hiesigen Besuchs zu erklären. Nach 5 Minuten spazierten wir mit einem Rezept für ein Antibiotikum und Paracetamol aus der Clinic Richtung Famarcia und hofften auf gute Besserung. Die Fahrt verlief dank des Tempolimits wieder sehr gemächlich 🥱. Nach einer kleinen, aber feinen Mittagspause, während dieser wir endlich unsere ersten großen roten Aras sahen, fuhren wir bis spät in die Nacht (19:39 😂).

Wir kamen vorbei an herrlich grünen Bergen, kleinen bunten Dörfern und abwechslungsreichen Landschaften. Die mit weißen Holzzäunen eingegrenzten Ranchos (Farmen) samt der im Sonnenuntergang grasenden Rinder auf weiten hügeligen, grünen Weiden im Wolkendunst, vermittelten allen das Gefühl, uns auf der Platte einer Modelleisenbahn zu bewegen. Die letzten Kilometer fuhren wir dann in der tiefschwarzen Nacht über schmale kurvenreiche Straßen ohne Fahrbahnmarkierungen. Wir freuten uns ob der Sichtverhältnisse über mangelnden Gegenverkehr ebenso wie über jede kleine Hütte, weil es dort immer eine kleine Straßenlaterne gab, die uns für ein Momentchen zusätzliches Licht verschaffte.

Nachdem wir im Essence Arenal Hostel eingecheckt hatten (Ich hatte beim Buchen wohl Hotel gelesen 🤭), bezogen wir unsere Besenkammer. Dunkel konnte ich mich trotz meiner Müdigkeit daran erinnern, dass ich ein Superior Vierbettzimmer samt eigenen Bades sowie Vulkan- und Seeblick gebucht hatte. Bekommen haben wir stattdessen eine 15 qm Butze inkl. Bädchen, Bettchen, ohne Schrank und mit Löchern in der Decke (🕷🐜), mit merkwürdig psychodelisch anmutendem, leicht gruseligem Wandbild und dafür genau an der Straße, mit Blick ins Restaurant bzw. für dort speisende Gäste mit Blick in unser Kämmerchen. Äh, really? Mussten wir deshalb erst bezahlen? Keine Ahnung, aber unsere etwas verwunderte Reaktion zeigte wohl deutlich unser geringes Einverständnis mit dieser Butze. Die wirklich freundliche Angestellte fragte uns nämlich direkt, ob wir vielleicht ab morgen ein anderes Zimmer bevorzugen würden, welches sie eigentlich für Familien hätten, aber momentan noch vergeben sei (an ein Päarchen 😳komische Firmenphilosophie, denn wir hatten dieses ja seit Wochen gebucht…). „Por supuesto!“ riefen wir sofort erleichtert und bissen eben für eine nervige Nacht in den sauren Apfel, bzw. ins muffig riechende Kissen, auf der schimmelig riechenden Decke im feuchtwarmen Bett. Zum Glück war die Nacht sehr kurz, 5:30 Uhr hielt ich es nicht mehr aus, stand mit den ersten Sonnenstrahlen auf und schaute mir die Umgebung an. Glück gehabt lieber Hostelbesitzer, der Blick entschädigte fast für die vorerst disaströse Butze⛰🌋


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