Ab auf die Vestmannaeyjar oder: Die Suche nach dem Papageientaucher
Ab auf die Vestmannaeyjar oder: Die Suche nach dem Papageientaucher

Ab auf die Vestmannaeyjar oder: Die Suche nach dem Papageientaucher

Die Vestmannaeyjar sind eine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs 10 bis 30 Kilometer südlich der isländischen Küste, die aus 14 Inseln, 30 Schären und 30 aus dem Nordmeer herausragenden Felsformationen bestehen. Wie es zu dem Namen der Inselgruppe kam, darüber sind sich Historiker und isländische Erzählungen nicht so ganz einig. Eigentlich wie fast immer😜. Erstere gehen wohl davon aus, dass die Bezeichnung Vestmenn im Altisländischen auch Wikinger bezeichnete, die sich auf Britischen Inseln niedergelassen hatten. Dies könnte darauf schließen lassen, dass die VestmennInseln ebenfalls vor ihrer eigentlichen Besiedlung ab und zu von Wikingern quasi als Zwischenstation z.B. während des Fischfangs benutzt wurden. Spannender finde ich allerdings mal wieder die isländisch überlieferte Erzählung: Dieser zufolge ist der Name auf zwei befreundete Clanoberhäupter Ingólfur Arnarson und Hjörleifur Hróðmarsson zurückzuführen, die scheinbar zu den ersten Siedlern Islands gehörten. Demnach siedelte sich Hjörleifur zunächst auf dem Mýrdalssandur an. Er wurde aber kurz darauf von zwei seiner irischen Sklaven erschlagen. Diese und weitere Sklaven nahmen ein Boot und flüchteten nach Westen an der Küste entlang und dort zu den Inseln im Meer. Ingólfur verfolgte die Sklaven und fand sie auf der größten der Inseln, der heutigen Insel Heimaey, während sie beim Essen saßen. Einige tötete er auf der Stelle, andere konnten auf die umgebenden Klippen entkommen. Da nun die Wikinger die Leute von den Britischen Inseln als Vestmenn (Leute aus dem Westen) bezeichneten, heißen die Inseln seither Vestmannaeyjar. Tja, irgendwie genau das Gegenteil…

Wie auch immer, wir fanden, dass diese Inselgruppe einen Abstecher wert sei. Es reizte uns nicht nur die felsige Vulkanlandschaft, sondern auch die Aussicht dort auf Europas größte Kolonie der witzigen Papageientaucher zu treffen. Bei herrlichem Sonnenschein und wirklich ruhiger See ( Mein Glück 🍀!) setzten wir in nur 30 Minuten über. Ich hatte ja insgeheim die Hoffnung ein paar (😂) Wale zu sehen, wenn ich mich schon aufs kalte Meer hoch um Norden wage, aber nix da. Nicht ein einziger hat sich gezeigt und ich habe wirklich bibbernd im Nordwind 1800 Sekunden aufs Wasser gestarrt🥶. Trotzdem war die Überfahrt schön, vor allem auf der großen Hybridfähre sehr leise, so dass wir schon an den ersten vorgelagerten kleineren Inseln beinahe lautlos, nur mit dem Geräusch des Windes im Ohr, vorbeifuhren. Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn man dann ganz still an riesigen Felsen, und dem erkalteten Lavagestein des letzten riesigen Ausbruchs von 1973 vorbei in die schmale Hafeneinfahrt von Heimeya gleitet. Allerdings steht genau dort auch eine bei ungünstigem Wind „unüberriechbare“ Fischverabeitungsfabrik, die einen schnell wieder aus den Träumen des romantischen Insellebens in die Realität zurückreißt.

Die nächsten Stunden, ab frühen Nachmittag sogar mit wolkenlosem Himmel und wärmender Sonne, verbrachten wir nun bis zur Abfahrt der Fähre um 18:30 Uhr mit der Suche nach Papageientauchern. Sie waren allgegenwärtig, vom Riesenexemplar als Statue bis hin zu holzgeschnitzten hübschen Wegweisern. Wir spazierten ganz gemütlich an der Küste entlang. Währenddessen genossen wir zwar den Ausblick aufs Meer, die umliegenden Inseln, neugierige Robben, die sich leider nicht von Fritzis Rufen aus dem Wasser locken ließen und gaaaanz viele brütende Mövenpärchen. Doch einen Papageientaucher sahen leider nur Pauline, Fritzi und Marcus, als dieser für das Foto einer schönen Bucht unbeabsichtigt aufgescheucht wurde. Ich weiß nicht, ob Mamas Sichtung („Ich habe ihn auch gesehen, aber nur noch kurz von hinten.“) zählt. Doch es zeigt, wie sehr unsere Ansprüche den Taucher so richtig zu sehen Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer sanken. Nach nur knapp 120 Minuten galt schon der Hintern des Vogels als Sichtung, obwohl es doch der Schnabel ist, der typisch für ihn ist…🥴

Später wanderten Marcus, Fritzi und ich noch beinahe bis zur Südspitze der Insel, dort sollte der Hauptnistplatz der Kolonie sein. Nach einem heißen Tipp eines netten älteren Inselbewohners erklommen wir sogar noch die Ornithologen- Hütte, ein kleines Häuschen nahezu direkt am Abgrund mit kleinen Gucklöchern. Ab frühen Abend sollten hier die Vögel zu sehen sein. Was ist denn früher Abend? Optimistisch bestimmten wir bereits 16:30 Uhr 🤥 auch dazu und liefen weiter. Wir sahen so schöne Papageientaucher, große, kleine, vereinzelt, in Grüppchen, nistend, fliegend…aber nur in der Hütte, auf ganz vielen Fotos und Erläuterungen. Durch die Gucklöcher erspähten wir am felsigen Abgrund wieder nur Möven…🥱Naja, wir redeten uns und vor allem der schon etwas verzweifelten Fritzi ein, dass ja der Weg das Ziel war und die insgesamt 3 stündige (!) Wanderung zur Hütte auch Spaß gemacht hätte. Es half nichts, erschöpft und ziemlich enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg, immer den schönen dunkelrot leuchtenden Vulkan vor der Nase.

Pünktlich zur Rückfahrt erreichten wir den Hafen. Als wir dann 18:30 Uhr abends (Realistisch 😂!!!) Heimeya verließen flogen sie dann tatsächlich überall um uns herum, die Papageientaucher, welche wir den ganzen Tag gesucht hatten. Zwar waren sie zu schnell fürs Foto oder zu weit weg, aber wir sahen sie endlich! Gute Flieger sind es nicht wirklich, aber ganz schön schnelle Schwimmer. Schnurstracks paddeln sie ängstlich davon, sobald man ihnen näher kam. Hach, das war schön und wir lernen: Suche nicht nach ihnen, sie finden dich! Oder ehrlicher: Warte einfach in der Ornithologen- Hütte bis zum Abend, wenn sie sich aus ihren Höhlen trauen 😁.

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