Hohe Wellen, Delfine und gaaaanz viel Spaß! Aber nicht für mich!, entschied ich spontan, als wir am Hafen von Saint Gilles des Bains ankamen, um unser Weihnachtsgeschenk (Bootstour) einzulösen. Das Wetter war herrlich zu dieser frühen Stunde (7:40 Uhr), doch für meine Seetauglichkeit leider viel zu windig. In freudiger Erwartung heute die interessante Unterwasserwelt hinterm Riff zu entdecken, haben wir die Kinder um 6:30 Uhr aus den Betten geschubst. Noch nicht ganz am Hafen angekommen, war es mir dann aber schon klar: die Wellen tobten hoch und kräftig gegen die Kaimauer. 1 1/2 Stunden auf offenem Meer bei diesem Wellengang? Ich zitterte jetzt schon vor Panik! Das Auf und Ab sorgt ja bei mir nicht zwingend für Übelkeit, sondern seit den Kindern leider für echte Panikattacken. Ich möchte dann eigentlich nur von Bord springen und an Land schwimmen. Dabei schmiede ich dann Pläne, wie ich die Kinder am besten vorm Ertrinken oder den Haien rette. Schrecklich und völlig übertrieben, das ist mir bewusst, aber solche Ängste sind leider nur bedingt überwindbar und nach Schocktherapie stand mir an diesem idyllischen Morgen ganz sicher nicht der Sinn 🥴 Ich war raus aus der Nummer, genoss stattdessen einen Cappuccino in einer Strandbar, schrieb einen Blog-Artikel und überließ meinen drei seetauglichen Abenteurern das Ruder…
Da meine Mum ja nicht mit aufs Boot konnte, muss ich ab hier wohl übernehmen… Bevor wir an Deck durften, mussten wir unsere Schuhe ausziehen. Ich hätte sie so viel lieber anbehalten, aber was soll man machen 😊. Auf dem Boot selbst war nicht so viel Platz und da meine kleine Schwester verständlicherweise nicht neben einer fremden Frau sitzen wollte, musste ich das dann tun… Haltet mich für pingelig, aber ich finde es alles andere als angenehm bei fast 30 Grad neben einer fremden ebenfalls schwitzenden Frau zu sitzen. Mein eigener Schweiß reicht mir, ich brauche nicht noch den von einer Fremden an meiner Haut.
Ein letztes Mal Mama zuwinken und dann fuhren wir auch schon raus aufs offene Meer. Der Wellengang war anfangs zu meiner großen Enttäuschung nicht so stark. Dies änderte sich jedoch schnell und wir waren alle drei erleichtert, dass Mama doch nicht mitgekommen war. Immerhin hatten wir alle keine Lust darauf, statt Delfinen oder Fischen Mum im Meer schwimmen zu sehen😄 . Die anderen Passagiere auf dem Boot hatten inzwischen alle die Masken abgenommen, selbst der Tourguide/Kapitän. Ich weiß ja nicht, welche Informationen die Franzosen bekommen hatten: Corona ist auf dem Ozean nicht ansteckend? Laut meiner Quellen ist es Corona jedoch egal, ob man auf dem Meer oder an Land ist. Es bleibt hochansteckend!
Das Boot beschleunigte und schoss in einem angenehmem Tempo übers Wasser. Dann entdeckte das ältere Ehepaar neben uns Delfine. Sofort wechselte der Kapitän die Richtung und reduzierte das Tempo. Wir beobachteten die Delfine gerade mal ein paar Minuten, dann tauchten diese leider ab und verschwanden aus unserem Blickfeld. Dank anderer Gäste, die die Hoffnung nicht aufgeben wollten, warteten wir weitere 10 Minuten und starrten hinaus aufs Meer. Und nein, die Delfine kamen natürlich nicht wieder, hatte sich also voll gelohnt. Irgendwann fuhren wir endlich weiter und jetzt tauchten erneut Delfine auf. Diesmal waren sie viel näher und wir konnten sie um einiges besser erkennen. Es war einfach wunderschön zu beobachten, wie sie elegant durchs Meer glitten und eine andere Gruppe von Delfinen, welche ebenfalls plötzlich auftauchte, begrüßten. So harmonisch… Um die Delfine besser beobachten zu können, war ich mit Fritte auf die Sitzbank geklettert. Das stellte sich jedoch als überflüssig heraus, da beide Gruppen nun vereint zu uns schwammen, direkt am Boot vorbei. Man konnte nun Details erkennen und ihnen richtig in die Augen schauen. Es ist verrückt, aber ich war total aufgeregt und erfüllt von Glücksgefühlen 😍. Dass wir den Tieren so nah sein würden, hatte ich nicht erwartet und es war einfach “WOW!”. Der Guide lenkte das Boot immer wieder so, dass wir einen perfekten Blick auf die Delfine hatten. Schließlich schwammen sie noch ein letztes Mal dicht an unserem Boot vorbei , tauchten ab und verschwanden wieder. Auf dem Rückweg scheute sich der Kapitän nicht davor, Tempo zu geben und raste zurück zum Festland. Das Boot flog regelrecht übers Wasser, wie die fliegenden Fische , die einmal neben uns auftauchten. Adrenalin schoss durch meine Adern. Da ich dieses Mal nicht neben der Frau saß, sondern ganz hinten im Boot, bedeckten kleine Wassertropfen mein Gesicht, wenn wir wieder über eine besonders große Welle schossen. Nach ca. 90 Minuten waren wir wieder am Hafen angekommen und gingen an Land. Ich hätte gern auch einen Hai gesehen, aber es war trotzdem ein tolles Weihnachtsgeschenk. Ab hier kann meine Mum wieder übernehmen.
Endlich sah ich Marcus und die Mädels in den Hafen einfahren, puh…Sie wurden also nicht vom Boot geschüttelt und sahen auch recht glücklich aus, nicht grün und mitgenommen 😂 Ich war wirklich froh, sie wieder wohlbehalten in meine Arme schließen zu können 🥰
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Ein toller Bericht und man merkt wessen Tochter Pauline ist. Nur mit „Fritte“ kam ich etwas durcheinander.
Das „ergriffen“ sein, beim Anblick der Delphine kann ich gut nachvollziehen, weckt in mir die Erinnerung an meine Begegnungen mit Ihnen u.a. In Südafrika, unglaublich tolle Tiere!
Liebe Grüße, Kerstin