Gutes Wetter in den Höhen über 2000 m ist angesagt? Na dann ab zum Vulkankrater! 6:30 Uhr wurden wir am Montag tatsächlich freiwillig von unseren Handys der Reihe nach geweckt. Unser Plan: Aufstehen, Müslifrühstück zum Kraft tanken, 7:30 Uhr Start zum Piton de la Fournaise, Ankunft ca. 8:30 Uhr und dann wolkenfrei bis zum Kraterrand (2670 m) wandern und den Ausblick über die (fast) ganze Insel genießen. Hochmotiviert ging es beinahe pünktlich los, superspecial-Objektiv (Teleobjektiv, Anm. d. Ehemann) vergessen, nochmal schnell 10 Minuten bergab und wieder 5 bergauf zur Wohnung fahren und zurück. Die Zeit musste von mir bestens genutzt werden, also raus aus dem Auto, zur Boulangerie Proviant kaufen und dann ins zurückkehrende Auto reinspringen und endlich los.
„Was ist das denn da für eine Wolke?“
„Weiß nicht, sollte doch bis nachmittags freie Sicht sein.“
„Sieht komisch aus… hmm… stell dir mal vor, gerade heute wäre ein Vulkanausbruch.“
„Haha…“, halbmüdes Gelächter, „gerade wenn wir mal hochwandern wollen. Das wäre ja ein irrer Zufall!“
„Trotzdem, das sieht irgendwie komisch aus… ich schau mal auf der Nachrichtenseite.“
“Heute Nacht (7.12.2020) begann der lang erwartete Ausbruch des Piton de la Fournaise auf La Réunion. Um 4:40 Uhr traten vulkanische Beben auf, die den Anfang der Eruption markierten. Zuvor gab es eine über zwei Stunden anhaltende seismische Krise, die mit schneller Bodendeformation einherging und vom Magmaaufstieg verursacht wurde…Über eine Gesamtstrecke von 700 m haben sich 3 Risse geöffnet. Sie befinden sich auf der west- südwestlichen Flanke des Vulkans, in einer Höhe zwischen 2190 und 2300 m…”
Krass, es war also tatsächlich eine Rauchwolke des Vulkanausbruchs, die wir schon vom Tal aus sehen konnten! Plötzlich waren wir alle putzmunter und sehr gespannt, was uns da wohl erwarten würde. Klar war allerdings, dass aus unserer Wanderung nichts mehr würde, da stets das Gelände schon während nur erhöhter Aktivitäten zur Sicherheit aller abgesperrt wird.
Nachdem wir auf dem richtigen Parkplatz ankamen, mussten wir noch ca. 15 Minuten zum Abgrund am Plateau der Westflanke des Kraters wandern. Auf dem Weg durch die vulkanische Mondlandschaft begleitete uns ein lautes Grollen, ähnlich eines herannahenden heftigen Gewitters und dann war es tatsächlich soweit: Wir sahen nicht nur Rauch aufsteigen, wie wir es befürchtet hatten. Nein, wir genossen den grandiosen Anblick der bis zu 15 m hohen Lavafontänen, die glühend aus dem Riss in der Erde emporschossen und sich langsam in einem Lavastrom ergossen. Dieser Strom bewegte sich schleichend den unteren Teil des großen Vulkankraters hinunter.
Da wir auf einem umliegenden Plateau waren, konnten wir alles aus sicherer Entfernung genießen und änderten spontan unsere Wanderroute zu einem Rundgang am Abgrund (sehr sicherer markierter 6 Stunden-Wanderweg), weil wir so das Spektakel von nahezu allen Seiten betrachten konnten. Hin und wieder kamen Hubschrauber, die für uns die Ausmaße nochmal verdeutlichten, da man ja so die Breite des Lavaflusses und die Höhe der Fontänen nochmal anders einschätzen konnte. Unglaublich! Es ist ein fantastisches Naturschauspiel und wir waren sehr froh, uns trotz Urlaubs 6:30 Uhr aus den Betten gequält zu haben. Glück gehabt👌🌋!!! Wie heißt es doch so schön? Der frühe Vogel und so…😜
Da wird man ja richtig neidisch 😜. Aber anhand der realistischen Beschreibung des Geschehens bekommt man das Gefühl direkt dabei zu sein👍. Ich bin immer beruhigt, wenn ich euch alle wieder wohlbehalten zu „Hause“ weiß. Passt bitte gut auf euch auf 🙏🏻😉.
LG & fühlt euch gedrückt 😘🤗👩🏻🦳
Wieder super tolle Bilder und Beschreibung, schade dass die anderen Sinneswahrnehmungen noch nicht übertragen werden können.